Einfach machen – Wie die Mary Jane Messe zur Bewegung wurde



Karl-Liebknecht-Straße, direkt hinter dem Alex – hier, im Herzen Berlins, trifft man auf das Team von Mary Jane. Zwölf Leute, ein Gründer und eine Vision, die längst Realität geworden ist. Schon beim Eintreten fällt eines auf: die offene Atmosphäre und echtes Interesse am Gegenüber. Wer hier zu Besuch kommt, wird nicht nur freundlich empfangen – sondern herzlich aufgenommen.

Wir sprechen mit Duc, dem Gründer der Mary Jane Berlin, über Anfänge ohne Businessplan, große Visionen ohne Ideologie – und darüber, wie aus einer spontanen Idee einer der prägendsten Orte der deutschen Cannabisszene wurde. Was zunächst als pragmatischer Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit begann, wuchs schnell über persönliche Ziele hinaus: Die Mary Jane ist heute weit mehr als eine Messe – sie ist Treffpunkt, Sprachrohr und Bühne für eine Community, die lange im Schatten stand.

Im Gespräch wird deutlich: Entscheidend war nicht Kalkül, sondern Mut – und ein ungetrübter Blick auf das, was möglich ist. Wir sprechen mit Duc über Unsicherheiten und Überraschungen, Teamgeist als Antrieb – und die Kraft, gesellschaftliche Bilder neu zu zeichnen.
flowzz: „Ihr seid ja gerade mitten in einem spannenden Wandel, oder? Der Umzug von der Karl-Liebknecht-Straße zur Jannowitzbrücke steht an – was bedeutet das für euch?“

Duc: „Ja genau, das wird richtig cool. Die Jannowitzbrücke liegt ja quasi direkt vor der Tür, und mit dem neuen Standort bekommen wir einfach viel mehr Platz. Wir sind jetzt knapp zwölf Leute – und da wird es langsam eng. Wir freuen uns total, dass wir wachsen können und endlich mehr Raum für unsere Ideen und Projekte haben.“

flowzz: „Wie hat sich das Team eigentlich entwickelt?“

Duc „Das war ein langsamer Prozess. Am Anfang waren wir nur drei Leute – meine Frau, eine weitere Kollegin und ich. Das ging so acht Jahre, bevor wir langsam auf vier, dann sechs und mittlerweile zwölf angewachsen sind. Step by Step. Es fühlt sich total aufregend an, wie wir uns entwickelt haben.“
flowzz: „Das klingt echt gut. Ich würde gern mal ein bisschen tiefer eintauchen: Wie bist du eigentlich zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Und wie stehst du heute dazu – bist du Patient, Konsument oder Unternehmer – oder alles auf einmal?“

Duc: „Also, mein erster Kontakt war mit 17 oder 18 – aber ehrlich gesagt: Das war’s dann auch. Ich hab’s damals einmal probiert und dann erstmal nicht wieder angerührt. Es war einfach kein Thema für mich. Ich hab generell nie viel geraucht – weder Tabak noch Cannabis. Das hat sich erst in den letzten zwei, drei Jahren ein wenig verändert. Mittlerweile konsumiere ich regelmäßiger – aber sehr bewusst. Meistens einmal die Woche, am Freitagabend. Das gibt mir einen Zugang zu mir selbst, ich bin dann ruhiger, reflektierter. Ich denke weniger, fühle mehr – und das nehme ich auch mit in meinen Alltag.“
flowzz: Was hat dich persönlich motiviert, Mary Jane überhaupt ins Leben zu rufen? Gab es einen Schlüsselmoment – oder war das eher ein schleichender Prozess?“

Duc: „Wenn ich ehrlich bin: Am Anfang war es das Geld.“

flowzz: (lacht): „Ehrlich ist gut.“

Duc: „Ich war gerade mit dem Studium fertig und wollte einfach erfolgreich sein. Ich wollte reich sein, unabhängig. Ich habe damals viel ausprobiert, auch im Eventbereich gearbeitet. Und dann war ich für ein Auslandssemester in den USA – da war Cannabis schon legal und die Industrie riesig. Ich war auf Veranstaltungen, bei denen es völlig normal war, dass Menschen offen konsumieren. Und das war der Moment, in dem ich mich gefragt habe: Warum gibt es sowas eigentlich nicht in Deutschland? Warum keine Hanfmesse, keine Plattform für Austausch, Produkte, Kultur?“
flowzz: „Also war der erste Impuls eher praktisch – und die Leidenschaft kam später?“

Duc: „Genau. Ich wusste, ich kann organisieren. Ich behalte den Überblick, habe ein Gespür für Menschen und Projekte. Also habe ich einfach gesagt: Ich probier’s. Und irgendwie – ja, es hat funktioniert. Mit der Zeit habe ich dann wirklich angefangen, das Thema zu lieben. Heute brenne ich für die Branche. Aber das war ein Prozess. Ich kam ja nicht aus der Szene – und vielleicht war genau das mein Vorteil. Die Leute, die damals schon in der Branche waren, hatten ihre festen Meinungen, ihre Grenzen im Kopf. Die haben gesagt: ,Eine Hanfmesse in Deutschland? Das klappt nie.‘“

flowzz: „Und dann kamst du – ohne diese Vorurteile.“

„Ich hatte keine Ahnung, dass es angeblich nicht möglich ist. Ich hab’s einfach gemacht. Vielleicht war das mein Glück.“
– Duc, Gründer Mary Jane Berlin
flowzz: „Einfach machen – und plötzlich steht man da mit einer Messe, die richtig was bewegt. Mega cool! Aber wie waren eigentlich die Reaktionen am Anfang? Wem hast du als Erstes von der Idee erzählt? Gab’s da sofort Begeisterung – oder eher Skepsis?“

Duc: „Die Reaktionen waren gemischt. Ich erinnere mich gut: Damals gab’s schon das Cannafest in Prag – das war auch die erste Messe, die wir selbst besucht haben. Als wir dort mit Ausstellern gesprochen haben und meinten: ‚Hey, wir planen eine Hanfmesse in Berlin – habt ihr Lust dabei zu sein?‘ … da waren manche sofort begeistert. Andere wiederum meinten: ‚Wozu eine Messe in Deutschland? Wir haben doch schon alles.‘“

flowzz: „Also kein Selbstläufer, sondern erstmal Überzeugungsarbeit.“

Duc: „Total. Gerade am Anfang war es richtig schwierig. Wir hatten schon die Location – den Postbahnhof – gemietet und begannen, die Messe zu bewerben. Aber die ersten Aussteller zu gewinnen, war echt eine Herausforderung. Und dann kam der Trick: Wir haben uns die ersten großen Aussteller geschnappt, Verträge unterschreiben lassen – und sind mit deren Namen zu ihren Wettbewerbern gegangen. So nach dem Motto: ‚Schaut mal, euer Konkurrent ist dabei – wollt ihr das wirklich verpassen?‘ Und plötzlich sind sie alle gekommen.“

flowzz: „Klassisches FOMO – Fear of Missing Out.“

Duc: „Absolut. Und es hat funktioniert. Die erste Mary Jane war dann tatsächlich ausverkauft. Damals noch im Postbahnhof – eine kleine, aber feine Messe mit etwa 80 Ausstellern. Wir haben Berlin zugekleistert mit Plakaten: Hanfblatt, Hanfmesse, Berlin – das war 2016. Die Leute waren neugierig, was da passiert. Und über das gesamte Wochenende verteilt kamen rund 7.000 bis 8.000 Besucher zum Ostbahnhof. Für eine erste Ausgabe? Ein voller Erfolg.“
flowzz: „Aber mal ehrlich – hattet ihr damals überhaupt so viele Besucher eingeplant?“

Duc: „Geplant ist ein großes Wort. Wir hatten ja keine Erfahrung. Wir wussten nicht, wer wirklich kommt. Wir haben einfach plakatiert, gemacht – und gehofft. Und dann waren plötzlich diese vielen Menschen da. Ich war von Anfang an immer optimistisch, manchmal auch zu optimistisch – oder naiv. Aber vielleicht war genau das nötig. Diese Naivität hat uns losgehen lassen, ohne zu viel zu hinterfragen.“

flowzz: „Total. Wenn man alles im Vorfeld durchdenkt, traut man sich am Ende gar nichts mehr. Fehler gehören dazu.“
„Ich war’s gewohnt, Dinge zu starten, die nicht funktioniert haben. Das hat mich nicht abgeschreckt. Aber bei Mary Jane bin ich hängen geblieben. Ich liebe, was ich tue – und das merkt man, glaub ich.“

Eine Branche in Bewegung

flowzz: „Lass uns mal über die Branche sprechen. Du bist jetzt seit fast zehn Jahren mittendrin – was hat sich aus deiner Sicht am meisten verändert?“

Duc: „Am deutlichsten merken wir: Es ist richtig Budget im Markt angekommen. Die Unternehmen – gerade medizinische Anbieter, Plattformen und neue Brands – investieren. Und das merkt man auch bei uns. Wir können mit ihrer Unterstützung ein Event auf die Beine stellen, das fast schon Festivalcharakter hat – und das für 20 €. Ohne Sponsoren wäre das wirtschaftlich gar nicht machbar.“

flowzz: „Also, die Kommerzialisierung hat auf jeden Fall stattgefunden.“

Duc: „Klar, es ist kommerzieller geworden. Aber: Es fließt auch etwas zurück. Die Aussteller geben sich Mühe, sie wollen etwas bieten – den Konsument*innen, aber auch gegenüber der Konkurrenz. Das belebt die Szene. Es bringt uns alle weiter.“

„Wenn du mit einem Fingerschnipsen eine Sache in der Cannabisbranche ändern könntest – was wäre das? Oder sagst du, es läuft gerade alles in die richtige Richtung?“

“Ich glaube, eine Sache wäre mir wirklich wichtig: Dass die Leute, die schon seit Jahrzehnten in der Szene sind, bereit sind, sich auf die neue Realität einzulassen. Es ist eine neue Ära – Cannabis ist legal, es gibt Telemedizin, Apotheken, bald vielleicht sogar Modellprojekte. Das Geschäft tritt aus dem Schatten heraus. Und das ist gut so. Denn durch diesen kommerziellen Weg erreichst du mehr Menschen – auch die, die früher gar keinen Zugang dazu hatten, oder es sich nie getraut hätten.“

flowzz: „Viele kritisieren ja genau diese Kommerzialisierung. Dass alles zu groß, zu billig, zu beliebig wird …“

Duc: „Klar, das Risiko gibt’s. Und wir sehen’s ja in den USA: Nach zehn Jahren Legalisierung sind die Blüten dort so hochgezüchtet, dass viele gar nicht mehr richtig high werden. Die Leute brauchen immer mehr, weil sie das Gefühl gar nicht mehr wahrnehmen. Da ist für mich ein Punkt erreicht, wo du dich fragen musst: Worum geht’s dir eigentlich? Es geht doch nicht darum, immer mehr zu konsumieren. Sondern bewusst. In Balance. Wie mit gutem Wein: Wenn du ihn jeden Tag trinkst, verliert er seinen Reiz.“

flowzz: „Also geht es eher um Qualität statt Quantität – auch beim Konsum?“

Duc: „Ganz genau. Und ich glaube, gerade wir als Branche müssen hier mit gutem Beispiel vorangehen. Nur weil der Zugang heute leichter ist – sei es per App, Botendienst oder durch günstige Preise – heißt das nicht automatisch, dass man mehr konsumieren sollte. Das ist bei Cannabis genauso wie in allen anderen Bereichen des Lebens: Es kommt auf Achtsamkeit an. Das versuche ich auch für mich persönlich so umzusetzen.“

„Was ist in deinen Augen eigentlich das größte Missverständnis über Cannabis?“

Duc: „Ganz klar: Dass Cannabis-Konsument*innen automatisch als Kiffer abgestempelt werden. Also im negativen Sinne – als Hänger, als Menschen, die nicht funktionieren, nicht Teil der Gesellschaft sind. Dieses Klischee, das ist immer noch da. Als wären Menschen, die konsumieren, irgendwie weniger wert, weniger diszipliniert oder weniger fähig, Verantwortung zu tragen. Und das ist einfach falsch.“

flowzz: „Total, als würde man plötzlich in eine Schublade rutschen, obwohl man niemandem schadet.“

Duc: „Genau. Viele haben immer noch dieses Bild im Kopf: Wenn jemand draußen eine Tüte raucht, machen sie einen Bogen um ihn. Aber was macht diese Person denn? Nichts. Sie sitzt da, entspannt vielleicht, verarbeitet Stress – sie tut niemandem was. Und trotzdem kommt dieses alte, tief sitzende Bild: faul, unzuverlässig, abgekoppelt von der Gesellschaft.“

flowzz: „Und das willst du mit der Mary Jane auch ein Stück weit aufbrechen?“

Duc: „Ja, das ist uns wichtig. Deswegen machen wir jetzt auch breite Out-of-Home-Kampagnen. Wir zeigen normale Menschen mit Cannabis. Keine Stereotype, sondern Gesichter, mit denen man sich identifizieren kann: Menschen wie du und ich. Unsere Lehrerinnen, Anwälte, Ärztinnen, Professoren. Menschen, die fest im Leben stehen – und trotzdem oder gerade deswegen konsumieren.“

flowzz: „Das ist ein richtig starkes Statement. Und vielleicht auch überfällig.“

Duc: „Ja. Es ist kein Idealismus. Es ist Realität. Wir haben jetzt die Bühne – und wir nutzen sie, um ein differenzierteres Bild zu zeigen. Eines, das endlich mit diesen alten Vorurteilen aufräumt.“

„Der einfache Zugang allein verändert nichts, entscheidend ist immer, wie jeder Einzelne damit umgeht. Wenn man ständig nach mehr sucht, wird es gefährlich – egal ob bei Alkohol, Cannabis oder sonst etwas. Alles in Maßen ist der Schlüssel. Auch wenn der Zugang heute so unkompliziert und preiswert ist, sollte das niemanden dazu verleiten, über die eigenen Grenzen hinauszugehen. Es geht darum, bei den eigenen Routinen zu bleiben.“

flowzz: „Und eigentlich verrückt, dass Cannabis immer noch so stigmatisiert ist – während Alkohol gesellschaftlich komplett akzeptiert ist, obwohl er nachweislich mehr Schäden verursacht.“

Duc: „Genau das ist der Punkt. Deshalb haben wir dieses Jahr auch beschlossen: Kein Alkohol auf dem Gelände. Wir wollen bewusst einen Kontrast setzen und zeigen, dass man auch anders feiern kann – entspannter, respektvoller, mit Fokus auf Cannabis. Es ist ein Experiment, klar. Aber wir glauben, dass es genau jetzt an der Zeit ist, solche neuen Räume zu schaffen und zu erleben, wie sich das anfühlt.“

Zwischen Endspurt und Vorfreude

„So kurz vor der Messe hast sicher gerade richtig viel Stress und viel zu tun. Was machst du eigentlich als Erstes, wenn die Mary Jane vorbei ist?“

Duc: „Sechs, sieben Wochen erstmal richtig chillen.“

flowzz: „Klingt super! Hast du denn schon einen Urlaub geplant?“

Duc: „So richtig geplant nicht, eher spontan. Das Team gönnt sich auch erstmal eine Auszeit, bevor es gemeinsam die Messeergebnisse analysiert und direkt mit der Umsetzung neuer Prozesse startet.“


An eine Pause ist gerade noch lange nicht zu denken – das Team arbeitet auf Hochtouren, damit die Mary Jane in drei Wochen wieder so ein unvergessliches Erlebnis wird wie die Jahre zuvor.

Wusstet ihr eigentlich, dass es dieses Jahr zum ersten Mal einen eigenen B2B-Tag gibt? Mit spannenden Talks, inspirierenden Speakern und lebhaften Diskussionen – ein echtes Highlight für alle, die tiefer eintauchen und sich vernetzen wollen. Wir von Flowzz sind dieses Jahr auch dabei und freuen uns über jedes bekannte und neue Gesicht, das bei uns am Stand vorbeischaut – ganz egal, ob zum Quatschen, Ideen teilen oder einfach, um die gute Stimmung aufzusaugen. Kommt vorbei – wir zählen schon die Tage!

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