In Deutschland gibt es keine spezifischen gesetzlichen Vorgaben dafür, wann medizinisches Cannabis zur therapeutischen Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden kann. Das Gesetz schreibt lediglich vor, dass eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen muss, bei der keine andere Therapiealternative zur Verfügung steht. Es liegt somit im Ermessen des Arztes, zu entscheiden, wann der Einsatz von medizinischem Cannabis sinnvoll ist.
Die wissenschaftliche Forschung zu Medizinal-Cannabis hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und es liegen mittlerweile zahlreiche Studien vor, die mehr über die Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis in der Medizin aufzeigen. Eine Analyse der Techniker Krankenkasse, die die aktuelle Studienlage untersucht hat, kam zu dem Ergebnis, dass medizinisches Cannabis als Arzneimittel bei verschiedenen Indikationen eingesetzt werden kann. Dazu gehören chronische Schmerzen, Spastizität bei Multipler Sklerose und Paraplegie, Epilepsie, Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie sowie die Appetitsteigerung bei HIV/AIDS.
Eine gesicherte Wirkung von medizinischem Cannabis wurde auch bei neuropathischen Schmerzen festgestellt, also bei Nervenschmerzen, die mit herkömmlichen Schmerzmitteln oft schwer zu behandeln sind. Zudem werden derzeit Untersuchungen zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Tumorschmerzen durchgeführt.
Besonders vielversprechende Ergebnisse gibt es im Zusammenhang mit Multipler Sklerose, sowohl in Bezug auf die Schmerzlinderung als auch auf die Reduktion von Spastiken.
In der Schmerztherapie könnte medizinisches Cannabis auch dazu beitragen, die Einnahme von Opioiden zu reduzieren oder sogar zu ersetzen, was ein wichtiger Aspekt in der Behandlung chronischer Schmerzen ist.
Was die Linderung von Angstzuständen und den Einsatz von medizinischem Cannabis in der Therapie psychischer Probleme betrifft, gibt es ebenfalls vielversprechende Hinweise. Allerdings sind weitere kontrollierte klinische Studien notwendig, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen.
Tierversuche deuten darauf hin, dass medizinisches Cannabis möglicherweise auch eine positive Wirkung auf die Behandlung von Arteriosklerose haben könnte, einer weit verbreiteten Krankheit, die das Risiko von Herzinfarkten erhöht. Hier könnte medizinisches Cannabis präventiv wirken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.