Medizinisches Cannabis: So leicht kann es gehen


Lesedauer: ca. 3 Minuten

Das Jahr 2017 war die Initialzündung für den legalen Verkauf von Cannabis in Deutschland. Leider beschränkt sich dieser bis heute (von den illustren Plänen um bürokratisch-verschrobene Cannabisclubs einmal abgesehen) auf den Vertrieb als rezeptpflichtiges Arzneimittel. Die juristische Schranke trägt einen weißen Kittel und die Kauflizenz ein gelbes Raster mit der unleserlichen Handschrift des Hausarztes. Angesichts dieser Hürden zögern viele, die Möglichkeiten des legalen Cannabis-Erwerbs auszuschöpfen. Doch ist es wirklich so kompliziert, an ein Rezept für medizinisches Cannabis zu gelangen?

Zwei Paar Schuhe: Kostenübernahme durch die Krankenkasse und Privatrezept

Im Netz kursieren die erwartungsdämpfenden Informationstafeln der Krankenkassen, die darauf hinweisen, dass sie Cannabistherapien nur in Ausnahmefällen und im Zusammenhang mit einer schweren Krankheit unterstützen. Das mehrt den Eindruck, es wäre besonders schwierig, ein Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten. Was dabei verschwiegen wird: Ärzt:innen können ein Privatrezept ausstellen. Tun sie dies, müssen Patient:innen das Cannabis zwar selbst bezahlen, sich jedoch nicht gegenüber der Krankenkasse für den Konsum rechtfertigen. Für die meisten Menschen, die ihre Buds ansonsten vom Schwarzmarkt beziehen, dürfte das ohnehin selbstverständlich sein. Nicht zu vergessen, dass medizinisches Cannabis sich preislich kaum noch vom Angebot auf dem Schwarzmarkt unterscheidet. Im Gegenteil: aufgrund der industriellen Produktion von medizinischen Cannabis und den Importmöglichkeiten aus Ländern mit günstigen Anbauvorraussetzungen, ist Cannabis aus der Apotheke oft günstiger als auf dem Schwarzmarkt – das wissen nur sehr Wenige. Patient:innen, die auf eine Kassenfinanzierung angewiesen sind und/oder darauf bestehen möchten, können den Wechsel zu einer aufgeschlosseneren Krankenversicherung erwägen. Oft informieren diese auf ihrer Website über die Bereitschaft, Cannabistherapien zu unterstützen.

Welche Voraussetzungen muss ich für ein Cannabis Rezept erfüllen?

Grundsätzlich dürfen alle Ärzt:innen (außer Zahn- und Tierärzt:innen) ein Privatrezept für medizinisches Cannabis ausstellen. Sie sind dazu angehalten, die Wirksamkeit der Behandlung zu prüfen, jedoch nicht an eine bestimmte Diagnose gebunden. Streng genommen spielt die Schwere der Erkrankung zwar eine Rolle, doch ist nicht festgelegt, welche Leiden den nötigen Härtegrad erfüllen. Dies liegt vollständig im Ermessen der zuständigen Ärzt:innen, die von Einzelfall zu Einzelfall entscheiden. Wichtig ist hierbei nur, dass sie ihre Entscheidung medizinisch begründen können und eine nicht vollkommen abwegige Aussicht auf einen positiven Verlauf der Diagnose besteht. Theoretisch kann dies jegliche (auch vergleichsweise harmlose) Symptomatik betreffen.

Medizinisches Cannabis kann bei folgenden Erkrankungen verschrieben werden:
Durch den Ermessensspielraum der Ärzt:innen sind Rezepte für medizinisches Cannabis potenziell für jeden Erwachsenen zugänglich. Ob der schwammigen Rechtslage scheuen sich jedoch viele Mediziner:innen, dem Gesuch ihrer Patient/ stattzugeben. Zwar steigt die Bereitschaft, Cannabis zu verschreiben, mit jedem fortschreitenden Jahr (allein von 2020 auf 2021 um 12 Prozent!), selbstverständlich ist Cannabis als Arzneimittel jedoch immer noch nicht.

Soweit Patient:innen auf das Rezept ihres Hausarztes angewiesen sind, muss dieser auf ihr Entgegenkommen bauen, um sich rechtlich abzusichern. Das heißt im Klartext: Wer legal an medizinisches Cannabis gelangen möchte, muss den zuständigen Ärzt ein gesundheitliches Leiden anbieten, dessen Auswirkungen der Konsum zu lindern verspricht. Progressiv eingestellten Praxen gegenüber ist das nur Bürokratie, bei konservativen Ärzt:innen könnte hingegen Überzeugungsarbeit von Nöten sein.

Arztwechsel: Sollten behandelnde Ärzt:innen eine Cannabistherapie ablehnen, lohnt sich der Wechsel zu aufgeschlosseneren Mediziner:innen. Dies ist in Deutschland jederzeit möglich.

Bei der Wahl passender Ärzt:innen ist es wichtig, dass diese über das medizinische Potenzial von Cannabis Bescheid wissen. Sollten sie bereit sein, Cannabis zu verschreiben, müssen sie ein Betäubungsmittelrezept ausstellen, das die gewünschte Sorte und Menge festhält. Sicher ist jedoch: Es mangelt nicht an aufgeschlossenen Mediziner:innen. Oftmals informieren diese im Netz darüber, welche Voraussetzungen ihre Patient:innen erfüllen müssen, um ein Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten.

Schnelles Rezept durch Telemedizin

Manche Ärzt:innen haben sich darauf spezialisiert, Cannabis unkompliziert per Telefon oder Videochat zu verschreiben. Diese bilden eine gängige Option für Patient:innen, die kein Rezept beim regulären Hausarzt bekommen haben. Sie setzen jedoch voraus, dass eine Diagnose durch andere (direkt behandelnde) Ärzt:innen vorliegt, auf die sie ihre Entscheidung im Zweifelsfall stützen können. Ob diese Diagnose ein schweres Leiden oder lediglich Schlafstörungen und regelmäßige Kopfschmerzen feststellt, ist dabei unerheblich. Beides kann verschreibungswilligen Mediziner:innen genügen, um ein Cannabisrezept auszustellen. Hier findest du einen Preisvergleich aller Telemedizin Kliniken, die sich auf Cannabis spezialisiert haben.

Cannabisrezept für die Behandlung von Schmerzen

Cannabis wirkt sich bekanntlich schmerzlindernd aus. Das trifft sich gut, denn Schmerz ist etwas, mit dem viele Menschen in irgendeiner Form zu kämpfen haben. Seien es wiederkehrende Kopfschmerzen durch erhöhten Stress und andauernde Bildschirmarbeit oder Gelenk-, Glieder- und Rückenschmerzen aufgrund schwerer körperlicher Belastungen und einer ungesunden Körperhaltung. Auch Magen- und Darmbeschwerden haben infolge unbekömmlicher und/oder unregelmäßiger Essgewohnheiten Konjunktur. Die obligatorische Schmerztablette ist (je nach Härtegrad) zwar nicht verschreibungspflichtig, auf Dauer aber schädlich für den Organismus. Cannabis eignet sich für eine längerfristige Schmerzbehandlung weitaus besser – insbesondere, wenn es sich um mittelschwere Alltagsleiden und nicht um ein akute Schmerzepisode handelt.

Berufliche Belastungen und aus Schmerz resultierende Einschränkungen der Lebensqualität sind für manche Ärzt:innen ausreichender Grund für ein Cannabisrezept. Es muss also nicht erst eine schwere Erkrankung sein. Oftmals ist die einzige Voraussetzung für das Rezept, dass sich die Beschwerden schon seit längerer Zeit abzeichnen. Migränepatient/ haben es zum Beispiel leicht, an ein Rezept zu gelangen. Ansonsten lohnt es sich, das eigene Körperempfinden zu reflektieren und abzuwägen, welcher wiederkehrende Schmerz eine Verschreibung rechtfertigt.

Tipp: Wenn du häufiger Tabletten gegen eine bestimmte Art von Schmerz einnimmst, lässt sich daraus ein starkes Argument für die Behandlung mit medizinischem Cannabis formulieren.

Medizinisches Cannabis bei ADHS

Menschen mit ADHS leiden an chronischer Unruhe, haben Konzentrationsschwierigkeiten und neigen zu impulsivem Verhalten. Dies betrifft in Deutschland fast fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Wenngleich die Krankheit nicht mit Schmerz verbunden ist, sorgt sie für eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität und wird oft medikamentös unter Inkaufnahme schwerer Nebenwirkungen behandelt. Medizinisches Cannabis dämpft die Symptome auf bekömmliche Weise und erleichtert einen ausgeglicheneren Lebenswandel, fokussierte Arbeitsphasen und einen kontrollierten Umgang mit sich selbst und anderen. Menschen mit der Diagnose ADHS haben daher gute Chancen, medizinisches Cannabis zu erhalten – nicht zuletzt, wenn sie Vorbehalte gegenüber anderen Wirkstoffen zum Ausdruck bringen und/oder negative Erfahrung mit ihnen gemacht haben.

Cannabis bei PMS

Patientinnen mit PMS können ebenfalls von den beruhigenden Eigenschaften der Cannabisblüte profitieren. Da der Konsum nicht nur Gelenk- und Unterleibschmerzen mildert, sondern auch die Stimmung aufhellt und Schlafstörungen eindämmt, bieten Marihuana und CBD-Arzneien ein Rundumpaket, das ohne hormonbasierende Wirkstoffe auskommt und das Risiko von unliebsamen Nebenwirkungen gering hält. Angesichts der Tatsache, dass die Forschung ohnehin bemüht ist, alternative Mittel gegen die Symptome von PMS zu entwickeln, nehmen einige Ärzt:innen medizinisches Cannabis dankbar in ihre Behandlungsmethoden auf.

Endlich entspannt durch den Monat: Cannabis gegen PMS-Beschwerden

Miteinander zum Cannabis-Rezept

Es liegt im Interesse von Ärzt:innen, das Leid ihrer Patient:innen verantwortungsbewusst zu mildern. Liegen medizinische Gründe vor, Cannabis zu verschreiben, neigen einige Ärzt:innen dazu, dem Wunsch ihrer Patient:innen nachzukommen. Dass Cannabis für viele Menschen kein reines Arzneimittel verkörpert, sondern vorrangig zu Genusszwecken konsumiert wird, bringt sie hingegen in eine absurde Situation. Wider Willen müssen sie nun darüber entscheiden, wer Cannabis konsumieren darf und wer nicht.

Bis der Legalisierungsprozess die letzten Hürden genommen hat, bleibt daher nichts anderes übrig, als das Spiel in beiderseitigem Verständnis mitzuspielen. Die persönliche Legalisierung wird in der Arztpraxis verhandelt – dort herrscht die Dialektik der Medizin, die angesichts der abstrusen Gesetzeslage nur sagen kann: Wer genießen will, muss leiden. Dementsprechend sind genusswillige Patient:innen dazu verdonnert, ihr geplagtes Gemüt und ihre (semi-)verborgenen Gebrechen vor unseren Halbgöttern in Weiß auszuschütten, auf dass diese, die ersehnten Rezepte ausstellen. Nunja. Im Buddhismus heißt es dazu scharfsinnig: Leben ist Leiden. Und wer diese Worte verinnerlicht hat, möge daraus seine Schlüsse ziehen!


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